Der Schiffbauer Johann Friedrich Koepjohann und seine Stiftung

Mitte 2018 Schiffbauerdamm8 2Zwischen Weidendammer Brücke und unter der S-Bahn am Bahnhof Friedrichstraße erstreckt sich der Schiffbauerdamm. Bei dieser Adresse tauchen zuerst Friedrichstadtpalast und das Brecht-Theater im Bild auf. Mittendrin mündet ein Arm der Panke. Zugang zu Schiffbauerwissen erlangten die Berliner durch die Heirat des Großen Kurfürsten mit Louise Henriette von Oranien. Auf Anregung von Benjamin Raule, der bereits in Havelberg eine kurfürstliche Werft gegründet hatte,entstanden auch die Berliner Werften. Die dafür nötigen Segelmacher siedelte der Kurfürst in Schulzendorf an. Schiffe wurden gebraucht als Baufahrzeuge bei Wasserbauarbeiten an Netze- und Warthebruch, aber vor allem als Transportmitteln für Massengüter wie Salz, Brenn- und Baumaterial, schließlich auch für den Personenverkehr zum Schloß Charlottenbrug. Martin Koepjohann aus Havelberg erwarb 1705 das Bürgerrecht in Berlin und betrieb die Werft , die zwischen Neustädter Kirche und Spree lag. Er erwarb bereits 1712 das Grundstück Schiffbauerdamm 12 und weiteres Gartengelände zwischen Panke und Unterbaum. Sein Nachbarn war der Hofjude Veitel Heine Ephraim, der die Münzverschlechterung vornahm und damit die Kriegsführung König Friedrich II. finanzierte. Mit diesem "leichten" Geld bezahlte auch Johann Frierich Koepjohann die Raten für das Grundstück. Seit 1774 gehörte der Schiffbauerdamm zur Spandauer Vorstadt und damit zur Sophienkirche. Für sie spendierte Koepjohann auch die neue Orgel.

Mitte 2018 Schiffbauerdamm Eingang Putte1Seinen Namen verewigte er aber mit seinem Testament, durch das er eine mildtätige Stiftung für Familienangehörige, Witwen und Waisen errichtete. Sie speiste sich aus den Mieteinnahmen seiner Grundstücke. Das unverkäufliche Grundvermögen ließ die Stiftung die Inflation von 1923 überstehen, die Einnahmen schwankten aber je nach Klientel. Das Einfrieren der Mieten auf Vorkriegsniveau während der DDR trieb die Stiftung fast in die Insolvenz. Für den Neubau des Hauses Schiffbauerdamm 12 gewann die Stiftung den Architekten und Baumeister Kurt Berndt, der sich durch den Umbau der Sophienkirche und die Anlegung von Gewerbehöfen, darunter der Hacke'schen Höfe, einen Namen gemacht hatte. Ihren Hauptzweck hat die Stiftung den modernen Problemlagen angepaßt und unterstützt heute junge Frauen mit Kindern, obdachlose Frauen und Migrantinnen.

Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute keine Unterlagen mehr. Das Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Hinweise hierzu sind herzlich willkommen.

 

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Text: Prof. Dr. K. Dettmer