Abriss des IV. Städtischen Gaswerks

Pberg 2015Wenn heute von Gasversorgung gesprochen wird, taucht als erste Assoziation die Freundschaft-Pipeline auf, die erstmals 1979 sibirisches Erdgas über Schwedt Berlin erreichte. Im Stadtbild erinnern nur noch die erhaltenen Gasometer von Schöneberg und Mariendorf und der zum Bunker umgebaute Speicher in der Fichtestraße in Kreuzberg an die ursprüngliche Gasherstellung durch Verkokung an 29 Standorten in Berlin. Das zwischen 1872-1874 gebaute IV. städtische Gaswerk mit Gleisanschluss für den Kohletransport in der Greifswalder Straße speicherte in drei großen Behältern unter der nach ihrem Erfinder benannten Schwedler-Kuppel und unter einer Verkleidung mit gelbem Klinker aus Rathenow die für den Bedarf einer wachsenden Großstadt benötigten Gasmengen. Das sibirische Gas ermöglichte die Einstellung der Speicherung und stellte die Gasbehälter zu städtebaulichen Disposition. Vorgesehen war ihre Erhaltung als technische Denkmäler und Umnutzung als Unterbringungsort für einen Zirkus, Theater, Jugendklub und Badeanstalt. Es setzte sich aber die Idee eines Freizeitparks durch, die bereits mit Eröffnung eines kleinen Parks 1938 begonnen hatte. Er sollte erheblich erweitert und durch eine Randbebauung mit 1300 Wohnungen sowie durch die Aufstellung eines 14 Meter hohen Denkmals für den KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann nach Entwürfen von Lew Kerbel ergänzt werden. Am 28.Juli 1984 erfolgte die Sprengung der drei zwischen 1889 und 1900 erbauten Behälter. Erhalten blieb von der ursprünglichen Bausubstanz nur ein Werkstattgebäude, das als Kulturhaus eine Kleinkust- und Musikbühne beherbergt, die "Wabe". Zum 100. Geburtstag von Thälmann wurde die Anlage eröffnet. An der Stelle der Gasbehälter entstand das 1987 eingeweihte Zeiss-Großplanetarium.

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Text: Prof. Dr. K. Dettmer

Quellen:
Andreas Hoffmann, Verschwundene Orte, Berlin o.J., S.28-29, S.125.
Mathias Raabe, in: Berl.Ztg 20.8.2014.