Bremsspuren in Lichtenberg: Die Knorr-Bremse AG

Die Karriere von Georg Knorr begann Mitte der 1880er Jahre im Berliner Ingenieurbüro von J. F. Carpenter, der sich um die Einführung der von ihm entworfenen „Zweikammer-Druckluftbremse“ bemühte. Nachdem sich das Modell in Europa nicht durchsetzen konnte, übernahm Knorr 1893 das Unternehmen. Er stellte 1900 seine „Knorr-Einkammer-Schnellbremse“ vor. Die Knorr-Bremse sollte bereits fünf Jahre danach Standard bei deutschen Bahnen und wenig später in ganz Europa werden.
Der große Erfolg machte eine Betriebserweiterungen notwendig: In der Neuen Bahnhofstraße kaufte Knorr mehrere Grundstücke für den Aufbau eines neuen Produktionsstandortes bis 1916. Der Architekt Alfred Grenander wurde mit der Gestaltung des Fabrikgebäudes und dem repräsentativen Verwaltungsanbau betraut.
Nach Knorrs Tod 1911 wurde Knorr-Bremse – nun eine AG – unter der Leitung von Johannes Vielmetter zum größten Produzenten von Bremssystemen in Europa. 1918 wurde die neue „Kunze-Knorr-Bremse“ eingeführt, 1930 die „Knorr-Einheits-Bremse“.
Lichtenberg 2016 BBWA Knorr BremseBis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden diverse Unternehmen angegliedert, wie etwa Carl Hasse & Wrede, und es entstand ein Großkonzern mit rund 20.000 Beschäftigten. In den Kriegsjahren setzte das Unternehmen auch Zwangsarbeiter ein: Über 1.200 schufteten allein im Hauptwerk Lichtenberg. Am Ende standen Zerstörung, Reparationen und Enteignung. Der Standort an der Neuen Bahnhofstraße erhielt den Status einer Sowjetischen Aktiengesellschaft, die Gebäude an der Hirschberger Straße wurden in den VEB Berliner Bremsenwerk überführt. Sie bestanden bis 1990 und wurden dann abgewickelt.
Knorr-Bremse ist heute ein Münchener Unternehmen.

Über viele Facetten der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte gibt es heute
keine Unterlagen mehr. Das Wirtschaftsarchiv hat die Aufgabe, Unterlagen zur Berliner Wirtschaft zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Hinweise hierzu sind herzlich willkommen.

Text: Florian Thomas