Industriegeschichte in Tempelhof

tempelhof klein 01Das 1247 zuerst urkundlich erwähnte, aber bereits früher vom Templerorden gegründete Tempelhof entwickelte sich mit den Dörfern Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade als Landgemeinde in den von der Landwirtschaft vorgegebenen Bahnen. Einziges Zeugnis dieser Zeit ist die Adler-Windmühle (Holländer) in Mariendorf. Der wachsende Einfluss Berlins brachte erst in der 2. Randwanderung die Ansiedlung von Industriezweigen in Tempelhof. Es siedelten sich Stahl- und Maschinenbau- sowie Straßen- und Tiefbaufirmen an. Bahnbau und um 1900 der Bau des Teltowkanals verbesserten die Infrastruktur. Als junge Industrie fand die Elektroindustrie geeignete Flächen am Teltowkanal in Tempelhof. Weitere Industriekerne entstanden an der Großbeerenstraße in Mariendorf und in Marienfelde östlich des S-Bahnhofs. Erste Filmstudios siedelten sich ab 1913 in Tempelhof an. Sie wurden später als UFA weltbekannt. Das 1901 erbaute Gaswerk in der Ringstraße in Mariendorf blieb bis zur Umstellung auf Erdgas ein wichtiger Energieproduzent für den Süden Berlins. Das ursprünglich als militärisches Übungsgelände genutzte Tempelhofer Feld entwickelte sich zum Standort des neuentstehenden Flugverkehrs. Das von Ernst Sagebiel Mitte der 30er Jahre entworfene Gebäude des Tempelhofer Flughafens gehört zu den größten Bauwerken Europas.

Als Symbol des wirkungsmächtigen Mediums der Zeitungen entstand in der Weimarer Zeit das Ullsteinhaus mit seinem markanten 72 m hohen Hochhausturm. Bekannte Firmen mit Sitz in Tempelhof: Steffens & Nölle, Standardelektrik Lorenz, Sarotti, Philipp Holzmann, Preussag, Gilette, Electro Lux und Lerm & Ludewig. Für Marienfelde sind zu erwähnen: Fritz Werner GmbH, Daimler Benz AG, AEG, Askania, Otto Reichelt, Schindler, FKF Fleischwaren. Das neue Industriegebiet in der Motzener Straße beherbergt u.a. die IBM, Klosterfrau und Werzalit.  

TempelhofKrisen, Kriege und Besitzerwechsel haben das Schriftgut der Wirtschaft zerstreut, wenn nicht sogar vernichtet. Unterlagen über Produkte, Technologien, Anlagen und Arbeitskräfte sind vielförmig. Selten ist das komplette Archiv eines Unternehmens erhalten geblieben. Aber auch die verstreuten Festschriften zu Jubiläen, Werkszeitungen, Produktkataloge, Fotoalben, Patente und Aktien bis hin zu den kaufmännischen Unterlagen wie Jahresabschlüsse, Bilanzen, Geschäftsbücher und Verträgen, sie alle können wichtige wirtschaftshistorische Details enthalten.

Der Trägerverein für ein Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv hat sich zur Aufgabe gemacht, Unterlagen zur Berliner Industrie- und Wirtschaftsgeschichte zu sichern und für die Nachwelt zu erhalten. Wenn Sie Hinweise auf dergleichen Unterlagen geben können, sind Sie beim Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv herzlich willkommen. Wir gehen Ihren Anregungen gerne nach.

Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V.
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abgedruckt in: Tempelhof kompakt 2009/10, Verlag BfB Bestmedia4Berlin GmbH
Bild: BBWA