U 3/4  H. Gossen Stahlhoch- und Brückenbau, Berlin-Reinickendorf

Hermann Gossen

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H.Gossen Maschinenbetrieb Fabrik für Eisenkonstruktionen

Das Stahlbau–Unternehmen H. Gossen wurde 1881 von Hermann August Gossen (1835-1900) in der Innenstadt Berlins gegründet. Der Gründer war Sohn des Stettiner Schlossermeisters Friedrich Wilhelm Gossen und konnte  mit einem Ingenieursstudium zum Fabrikbesitzer aufsteigen – ein klassisches Beispiel für den Aufstieg bürgerlicher Familien im 19. Jahrhundert. Sein Bruder Albert Gossen war als Kunstschlosser Hoflieferant und fertigte u.a. die Innentreppe der Siegessäule. Hermann Gossen fing 1881 in der Alten Jakobstraße klein an, sein Betrieb entwickelte sich aber schnell zum großen Eisenkonstrukteur. 1892 siedelte das Unternehmen nach Reinickendorf über. Der Erfolg fußte stark auf öffentlichen Aufträgen, vor allem für Bahnhofs- und Brückenbauten der Reichsbahn. Die Söhne Fritz und Emil wurden 1898 Teilhaber und ergänzten sich trefflich: der eine Ingenieur, der andere Kaufmann.
1910 war das Unternehmen nach einem Zwischendomizil an der Reinickendorfer Sommerstraße auf ein großes Grundstück an der Flottenstraße 1- 8 gezogen. Die neu errichtete Fabrikanlage orientierte sich an den Bauformen einer ländlichen Gutshofanlage und sollte sich unter Verzicht auf historisierende Repräsentationsarchitektur bewusst in die damals noch sehr dörfliche Umgebung einfügen. Erlebbar ist diese Gesamtanlage (jetzt Oswald Bethke Holzgroßhandlung) nur noch in Ansätzen. Einzig eine schöne Montagehalle aus Stahlfachwerk und mit Backsteinen ausgefacht (1930) kann man von der Zufahrt erspähen.
Die Firma Gossen war einer der renommiertesten Stahlbaubetriebe Berlins. Nicht nur stählerne Brücken für Eisenbahnen und die Hochbahnviadukte der Berliner und Hamburger Hochbahn kamen aus seiner Produktion. An vielen markanten Berliner Bauwerken hatte das Unternehmen seinen Anteil: Kraftwerk Unterspree, Borsighallen, Berliner Oper, Irrenhaus in Buch, Alexanderplatzpassagen, Reichsbahndirektion, Kraftwerk Unterspree - nicht zu vergessen Hochhäuser, die in der revolutionären Stahlskelettbauweise errichtet wurden. Im Krieg baute das Unternehmen Brücken für die Wehrmacht
Als Meisterstück aber darf das Stahlskelett der Kuppel auf dem Schloss Charlottenburg genannt werden, die nach dem Krieg von Hans Gossen, dem Enkel, errichtet wurde. Nach 1945 erholte sich das Unternehmen jedoch nicht mehr: Prekäre Finanzen und miserable Lieferbedingungen in der geteilten Stadt sorgten für das Aus 1967. Aber Fritz Gossen hatte 20 Jahre zuvor immerhin den ersten Ehrendoktortitel der TU nach dem Krieg erhalten. Nach dessen Tod 1972 gab es das Unternehmen nicht mehr.

Umfang:
 0,5 Meter, Fotos, DVD

Nutzung:
Keine Einschränkungen

Laufzeit: 1904- 1991

Erschließung:
erschlossen (Findbuch, Datenbank)