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Geyer Werke AG

Geyer Werke AG

Kamera-Konstrukteur Karl August Geyer gründete 1911 die Kino-Kopier-Gesellschaft mbH, die professionelle Filme reproduzierte. 1914 zog der in Neukölln ansässige Betrieb mit seinen damals 80 Mitarbeiter/-innen in die Harzer Straße 39. Hier ließ das seit 1926 als „Geyer-Werke AG“ firmierende Unternehmen 1927/28 von dem Architekten Otto Rudolf Salvisberg einen modernen Klinkerbau errichten, der heute unter Denkmalschutz steht. Nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg als Geyer-Werke GmbH neu gegründet, eröffnete das Unternehmen am alten Standort 1954 eine abhängige GmbH. 1976 beschäftigte das Berliner Kopierwerk 300 Personen. Ein Kopierwerk in München wurde 1967 von Geyer gekauft und als Tochterfirma fortgeführt. Das Stammkapital von Geyer Hamburg wurde in den 1960er Jahren innerhalb der Eigentümerfamilie geteilt. Geyer war das erste deutsche Unternehmen, das den Rohfilm mit aufeinander folgenden Prozessen für die Kinovorführung fertigstellte. Das war ein wesentlicher Beitrag zur industriellen Filmwirtschaft und Voraussetzung für die Verbreitung des Kinofilms. Geyer entwickelte eigene Maschinen und Verfahren und führte zahlreiche Neuheiten in die Branche ein. Damit setzten sie einen historischen Meilenstein in der Entwicklung der Filmindustrie in Deutschland.

Zahlreiche Klassiker gingen durch die “Postproduktion” – von Fritz Langs “Metropolis” bis zu “Der dritte Mann” oder den “Sissi”-Filmen.Leni Riefenstahl und Rainer Werner Fassbinder produzierten bei Geyer. Mit dem Einzug des digitalen Zeitalters ging die analoge Produktion zurück. Letzte analoge Produktionen waren der Bully-Herbig-Film „Buddy“, „Tarzan“ sowie „Der Medicus“.

1996 erfolgte die Umstrukturierung in eine Holding, welche die Mitglieder der Familie Geyer bald an die CineMedia Film AG verkauften. CineMedia verfolgte während einer kurzen Phase am „Neuen Markt“ der Deutschen Börse eine verlustreiche Diversifizierung im Bereich der Filmproduktion. Ihre Tochterunternehmen an den ehemaligen Geyer-Standorten wurden im Zuge eines Konkursverfahrens 2015 verkauft. Sie arbeiten unter dem Namen Cine-Postproduction in der digitalen Filmbearbeitung.

Umfang:
21 Meter, 805 AE

Nutzung:
eingeschränkt

Laufzeit:
1956 2010

Erschließung:
erschlossen (Findbuch, Datenbank)